Dr.med. Michael Dutescu
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November 30, 2018
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Krankheitsbilder

Diabetische Netzhauterkrankungen

Was sind Symptome der diabetischen Netzhauterkrankungen ? Sie haben Netzhautveränderungen durch Diabetes und wissen es nicht ? Dies ist nicht ungewöhnlich da im Frühstadium der Erkrankung Beschwerden meist fehlen. Falls sich die Netzhautveränderungen verschlimmern können sie folgende Symptome bemerken:

  • Abwechselnd verschwommene oder klare Sicht
  • Sehen von umherschwimmenden Teilchen
  • Verschwommensehen
  • Dunkle Bereiche in Ihrem Gesichtsfeld
  • Schlechte Nachtsicht
  • Verwaschene Farben
  • Sehverlust

Meist sind beide Augen betroffen

Wichtige Augenbegriffe

  • Retina/Netzhaut bezeichnet die Nervenzellen an der inneren Hinterwand Ihres Auges. Diese Schicht nimmt Licht wahr und sendet die Signale über den Sehnerven zum Gehirn.
  • Macula: Kleine aber wichtige Region der zentralen Retina. Wir benötigen die Makula um Details von Objekten vor uns zu sehen.
  • Makulaödem: Schwellung der Makula durch undichte Gefäße, dies führt zu einem Sehverlust.
  • Glaskörper/Vitreous: Gelartige Substanz welche das Auge von Innen ausfüllt
  • Floater: Kleine Verklumpungen von Zellen oder Einweiß in Ihrem Glaskörper. Dies sehen wie fliegende Mücken, Spinnennetze oder Schatten aus. Gewöhnlich bewegen sich diese in Ihrem Gesichtsfeld umher.

Wie erkennen wir Ärzte diabetische Netzhautveränderungen?

Mittels einer Lupe kann durch die Pupille die Netzhaut betrachtet werden. Hierfür wird meist die Pupille zunächst durch Augentropfen vorrübergehend erweitert. Für die meisten Patienten reicht diese Vorsorge aus.
Im Bedarfsfall wird eine Fluoreszenz-Angiographie durchgeführt. Hierfür wird ein gelber Farbstoff (Fluoreszein) über eine Vene, meist am Arm, verabreicht. Der Farbstoff wandert dann über das Blut bis in die Gefäße der Netzhaut und kann dort mittels einer speziellen Kamera dargestellt werden. Dabei können sowohl Durchblutungsstörungen, abnormale Gefäßwucherungen wie auch der Fluss toxischer Blutprodukten ins Netzhautgewebe dargestellt werden.
Die OCT (Optische Kohärenztomographie) ist ein weiteres Verfahren einen genaueren Eindruck von der Gesundheit Ihrer Netzhaut zu bekommen. Dabei scannt eine Maschine Ihre Netzhaut und erzeugt Bilder mit einer Auflösung von wenigen Mikrometern, welche die Netzhautdicke und somit krankhafte Schwellungen Ihrer Makula darstellen kann.

Stadien der diabetischen Netzhauterkrankung:

  • NPDR (nicht-proliferative diabetische Retinopathie).
    Dies ist die frühe Form der Erkrankung, viele Diabetiker haben sie. Bei der NPDR bilden sich undichte Blutgefäße welche zur Schwellung der Netzhaut führen. Kommt es auch zur Schwellung der Makula. Die NPDR kann auch mit Verschluss kleinster Blutgefäße einhergehen, welches für die zentrale Netzhaut Makula Ischämie heißt. Hierbeit können sich kleinste Partikel im Gewebe ansammeln, sogenannte Exudate (Foto, exudate der Makula). Diese können ebenfalls eine Sehminderung verursachen.
  • PDR (proliferative diabetische Retinopathie).
    Die PDR ist eine fortgeschrittene Form der diabetischen Netzhauterkrankung. Bei dieser Form bilden sich neue Gefäße, genannt Neovaskularisation. Diese fragilen neuen Gefäße führen häufig zu Blutungen in den Glaskörper. Bei geringer Blutung sehen sie lediglich ein paar dunkle floater. Bei starken Blutungen ist das Sehvermögen fast komplett aufgehoben. Dauerhaft führt dies zur durch narbigen Umbau und Abhebung der Netzhaut zu Erblindung (Bild traktive Netzhautablösung bei Diabetes).

Wie wird eine Diabetische Netzhauterkrankung behandelt?

  • Medikamentöse Einstellung
    Niedrige Blutzuckerspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck können einen Verlust des Sehvermögens verhindern. Die Einhaltung einer vom Hausarzt bzw. Diabetologen empfohlenen Diät und Bewegungsempfehlung ist ebenso wichtig wie die regelmäßige Einnahme der verschrebenen Medikamente. Manchmal kann eine gute Zuckereinstellung auch Sehvermögen zurückbringen.
  • Augenärztliche Therapie
    Eine Gruppe von Medikamenten wird „anti-VEGF“ genannt. Diese können eine Schwellung der Makula zurückführen und somit eine Seherhalt ermöglichen und in vielen Fällen die Sehkraft deutlich verbessern. Diese Medikamente werden direkt ins Auge gespritzt. Alternativ werden auch Kortison-Präparate als Depot ins Auge gegeben. Wir Ärzte entscheiden über die Anzahl und den Abstand zwischen verschiedenen Injektionen.
  • Laserbehandlung
    Durch eine Laserbehandlung können undichte Gefäße abgedichtet werden und die Schwellung der Netzhaut zurückgeführt werden. Gefäßwucherungen können sich zurückbilden und neues Gefäßwachstum verhindert werden. Gegebenenfalls ist eine erneute Laserbehandlung notwendig.
  • Vitrektomie
    In Fällen fortgeschrittener Netzhautveränderungen (PVR) könnte eine seherhaltende operative Korrektur notwendig sein. Details hierzu finden Sie unter dem Abschnitt Glaskörper/Netzhautchirurgie.

Wie verhindere ich eine Sehminderung durch Diabetes?

Hausärztliche Routinekontrollen decken die Erkrankung auf. Hohe Blutzuckerwerte schädigen die Gefäße der Netzhaut und führen zu einer Sehverschlechterung.

Falls Sie darüber hinaus einen hohen Blutdruck und Nierenprobleme haben, fragen Sie Ihren Hausarzt über Wege und Möglichkeiten diese Probleme zu behandeln.

Stellen Sie sich regelmäßig bei uns Augenärzten vor um Frühformen der Netzhauterkrankung rechtzeitig, meist vor auftretenden Beschwerden zu erkennen.

Falls Sie eine Sehminderung auf einem oder beiden Augen bemerken, drängen Sie auf einen kurzfristigen Termin in unserer Sprechstunde.

Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn und konsequente Nachkontrollen sind entscheidend um Ihre Sehkraft zu erhalten.

Sie haben Diabetes und brauchen eine neue Brille?

Schwankungen des Blutzuckers führen auch zu Änderungen der Brillenwerte. Stellen Sie daher vor Anpassung einer neuen Brille sicher, dass Ihre Blutzuckerwerte in den vergangenen Wochen stabil waren.

Zusammenfassung

Hohe Blutzuckerwerte können Ihre Netzhaut und Makula verändern mit folgendem Sehverlust. Diese Erkrankung heißt Diabetische Retinopathie. Die Frühform verläuft meist ohne Symptome.
Die Behandlung der Netzhaut umfasst den Einsatz von Medikamente aber auch bedarfsabhängig Laser und operativen Verfahren.
Falls sie Diabetes haben sollten sie regelmäßig sich zu augenärztlichen Kontrollen vorstellen.


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